w erden. „Ein erheblicher A ufw and die-
ses Projektes bestand also in d er Suche
nach den O riginalbändern“, erklärt Allan
Ramsey. Die A ufnahm en, die in England
oder der Scala entstanden sind, lagen im
E M I-A rchiv in H ayes, die sp äten fra n -
zösischen A ufnahm en fanden sich über-
w iegend im A rchiv in Paris. Schließlich
k o n n ten jed o ch alle M u tterb än d er auf-
getrieben w erden, die einzige A usnahm e
ist die „M edea“-Produktion von 1957, die
ursprünglich n icht für EM I, sondern für
M ercury Living Presence aufgezeichnet
wurde. Allen anderen Rem asterings liegen
die O riginalbänder zugrunde.
Suche nach den Bändern
D och w arum der A ufw and, w urden die
Callas-A ufnahm en doch bereits M itte der
80er-Jahre bei der Ü berspielung auf CD
digital aufgefrischt - u n d no ch einm al
1997 zum 20. Todestag der P rim adonna.
H ätte m an die n icht als A usgangspunkt
nehm en können? A llan Ram sey klärt auf:
„W ir m ussten die analogen M astertapes
suchen, denn nur sie sind die bestm ögli-
che Quelle für jede A ufnahm e.“ W ill hei-
ßen: D ie Q ualität d er bisherigen Ü b er-
sp ielu n g en w ar n ich t im m er optim al,
d er jüngste F o rtsch ritt im B ereich d er
digitalen T onbearbeitung kann deutlich
bessere Ergebnisse erzielen. Z um an d e-
ren w irkt sich d er Frequenzbereich der
C D lim itieren d a u f das K langergebnis
aus, den n alles üb er 20 kH z w urde ein -
fach abgeschnitten. D as H ig h -D efin i-
tion-Rem astering erlaubt hier völlig andere
Möglichkeiten, reicht der Frequenzbereich
doch w eit ü b er 40 kH z hinaus. „D urch
H D bekom m en wir m ehr K langinform a-
tion in den hohen Frequenzen u n d eine
bessere A uflösung im K langbild“, erklärt
Mastering-Ingenieur Simon
Gibson an seinem Arbeitsplatz in
den Abbey Road Studios (links
oben). Ausgangspunkt für das
Remastering waren die Mutter-
bänder, w ie das der legendären
„Tosca" von 1953 (rechts oben)
und die Aufzeichnungen von
W alter Legge (rechts)
Allan Ramsey. D och um das zu erreichen,
m usste m an auf die analogen M utterbän-
der zurückgreifen, denn n u r sie enthalten
die kom plette unkom prim ierte K langin-
form ation.
W as er d am it m eint, d em o n striert er
sogleich m it N eddas „Q ual fiam m a avea
nel guardo“ aus Leoncavallos „I Pagliacci“.
W ährend die CD m it einer Abtastrate von
44,1 kH z u n d einer A uflösung von 16 Bit
arbeitet, sind bei H igh D efinition 96 kH z
u n d 24 Bit m öglich. Für unser O hr heißt
das, dass im K langbeispiel die h o h e n
H olzbläser, H arfe u n d Stim m e deutlich
m e h r G lanz u n d B rillanz b ek o m m en .
Fast klingt es, als hätte m an den Schleier
von einer beschlagenen Scheibe gewischt.
D er U n tersch ied ist frappant! Ä hnlich
eindrücklich ist der V ergleich der beiden
V ersionen von „Ah! Je veux vivre“ aus
„Rom éo et Juliette“ von 1961 („Callas à
Paris“): Die Triangel in der Eröffnung der
A rie klingt in H D klarer u n d präsenter
u n d zeigt deutlich den U nterschied der
beiden Form ate.
W ä h re n d m a n d en erw eiterten F re-
quenzbereich n u r m it dem H D -F orm at
genießen kann, hat auch die neue Ü ber-
spielung au f CD einige klangliche V o r-
teile. Sim on G ibson gibt ein Beispiel: „Als
wir ,La G ioconda‘ das letzte M al rem astert
haben, w ar das einzige Band, das w ir h at-
ten, eine K opie aus den 60er-Jahren. D a-
rau f hat m an der Stim m e ein starkes Echo
hinzugefügt. Es klingt, als ob M aria C al-
las im B adezim m er singt. Für diese W ie-
derveröffentlichung k o n n ten w ir auf das
originale B and zurückgreifen, a u f dem
es kein E cho gibt. E rst jetzt k an n m an
hören, wie ihre Stim m e w irklich geklun-
gen hat, welches T im bre sie tatsächlich
hatte.“ U nd in der Tat ist der U nterschied
verblüffend: Die Stim m e der Callas klingt
präsenter, direkter, fast so, als wäre m an
ih r ein Stückchen nähergekom m en.
Es ist aber n ich t n u r das verbesserte
Klangbild der A ufnahm en, das durch den
Rückgriff auf die O riginalbänder und den
bestm öglichen digitalen Transfer erm ög-
licht w ird, das das neue R em astering von
d en frü h e re n u n tersch eid et. D an k d er
n e u e n B earb eitu n g s-S o ftw are „C ed ar
R eto u ch “ k o n n te n S törgeräusche erst-
m als so entfernt w erden, dass das restli-
che A udiom aterial davon unberührt blieb.
P hotoshop für A udio n en n t A llan R am -
sey das P rogram m scherzhaft und erklärt
seine V orzüge: „Es eröffnet n eue M ög-
lichkeiten b eim B eseitigen tech n isch er
Fehler. Im ,Vissi d ’A rte‘ der ,Tosca‘-Auf-
nahm e von 1953 gibt es vor dem Einsatz
d er G esangsstim m e ein abneh m en d es,
11/2014 STEREO 49
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